Adam durfte heute das erste Mal mit Rebells Love auf der Rennbahn in der nahe gelegenen Stadt trainieren. Er hatte den Hengst bereits auf dem Internat fertig gemacht und ihn dann mit dem Hänger herfahren lassen. Mrs Jones hatte sich dazu erbarmt ihn zu fahren. Während der Fahrt war das Pferd im Hänger sehr nervös gewesen, aber es hatte keine größeren Probleme gegeben.
An der Rennbahn angekommen, führte Adam den Fuchs aus dem Hänger. Der Kopf des hübschen Vollblüters schoss sofort in die Höhe. Aufmerksam betrachtete der Junghengst alles, was um ihn herum geschah. Er hatte noch nicht viel Erfahrung. Laut Mrs Jones war er, bevor sie ihn gekauft hatte, nur zwei Hürdenrennen und zwei Galopprennen gegangen, wobei er bei allen nicht sehr erfolgreich gewesen war.
Während Adam sich damit beschäftigte das nervöse Pferd ein wenig zu beruhigen, begab Mrs Jones sich zur Meldestelle, wo sie bekanntgab, dass sie angekommen waren. Adam hatte noch eine viertelstunde Zeit, eh er mit dem Pferd auf die Bahn gehen konnte. Währendessen zog er den Gurt des Sattelkissens fester und tastete die Beine des Pferdes ab. Love war immer noch ziemlich gestresst. Die Pferde die Adam bis dahin geritten war, waren auch keine voll ausgebildeten Galopper, aber sie hatten schon etwas mehr Erfahrung als Rebells Love.
Bald darauf stieg Adam in den Sattel und ritt schon einige Male am Rande der Rennbahn entlang. er beobachtete die anderen Pferde, die dort trainiert wurden. Besonders ein großer Dunkelbrauner, wohl auch ein englischer Vollblüter, fiel ihm besonders ins Auge. "Die Zeit von Julien Mellon und Conchita IV beträgt 54,89 Sekunden. Wir bitten nun Adam Baker mit Rebells Love of Indian in die Bahn", ertönte es aus dem Lautsprecher. Als Adam seinen Namen hörte, beganns ein Herz automatisch schneller zu schlagen. Er war unheimlich aufgeregt. Einer der Bahnhelfer passte nach Loves Zügeln und führte diesen in die Rennbahn. Sie hatten das Glück einzeln trainieren zu dürfen. Daher befanden sich nun nur Adam und Love in der Bahn. Sie würde den Stress des ohnehin schon sehr aufgeregten Pferdes nicht noch mehr reizen.
Der Mann führte die zwei in die innerste Startbox, oder versuchte dies auf jeden Fall. Doch Love weigerte sich mit allen Mitteln. Er wollte nicht in die eiseren Startbox gehen. Panisch schlug er mit dem Kopf und wich zurück. Energisch riss der Mann ab Zügel. Adam versuchte ihn vorwärts zu treiben und gab ihm einen Klaps mit der Peitsche, doch es war nichts zu machen. Mit Müh und Not schafften sie es dann doch irgendwie den Hengst in die Startbox zu bringen. Noch war das eiserne Tor geschlossen. Adam zog die Brille, die ihn vor Staub und umherfliegendem Schmutz schützen sollte, über die Augen. Er stellte sich in die Bügel und wartete auf das Ertönen der Startglocke. Unendlich viele Gedanken rasten durch seinen Kopf. "Wir machen das schon, nicht wahr?", flüsterte er zuversichtlich in Loves Ohr. Im nächsten Moment war die Start glocke zu hören. Das Tor der Startbox offnete sich und Love preschte los. Er bewegte sich mit unglaublich kraftvollen Sprüngen vorwärts, die Nüstern weit vorgestreckt. Adam hielt die Zügel ziemlich lang und ließ ihn vorwärts gehen. Er versuchte sich so leicht wie möglich im Sattel zu machen. Bald kam die erste Kurve. Er nahm das Tempo des Hengstes etwas zurück. Widerwillig schlug dieser mit dem Kopf, gehorchte aber dann. Die Grade ließ Adam ihn wieder laufen. Er trieb ihn eifrig voran und machte auch gebrauch von der kleinen Peitsche, die er in der Hand trug. Der Wind stand gut. In der nächsten Kurve verfuhr er wie in der ersten. Dann folgte die Zielgrade. Adam trieb den jungen Hengst energisch vorwärts. Dieser hörte auf seine Befehle und legte an Tempo zu. Seine Ohren lagen tief im Genick, der Kopf war noch immer weit vorgestreckt. "Komm Junge, weiter!", rief Adam auffordernd. Das Ziel kam immer näher. Sie flogen regelrecht darauf zu. Danach ließ Adam den Hengst noch ein wenig auslaufen. Bald ging er in einen Trab und schließlich in einen Schritt über. Der Hals des Fuchses war schweißdurchnässt. Dunkle Flecken hatten sich darauf gebildet. Auch Adam war fix und fertig. Aber er war froh, dass alles so gut gelaufen war. Wieder kam der Bahnhelfer und führte ihn zum Ausgang. Wieder ertönte der Lautsprecher. "Die Zeit von Adam Baker und Rebells Love of Indian beträgt 55,76 Sekunden. Wir bitten nun Helen Lyth mit Helicopters 1st Flight in die Bahn"
Adam tätschelte zufrieden den Hals des Pferdes. Er war sehr zufrieden mit dieser Leistung. Er hatte den Hengst wohl doch etwas falsche eingeschätzt.
"Nicht schlecht für ein so junges Pferd", bemerkte der Bahnhelfer. Adam schwang sich aus dem Sattel. "Ja, er war fantastisch", bemerkte er strahlend. Auch Mrs Jones kam zu ihnen. "Gute Runde Adam", sagte sie und legte dem Jungen anerkennend ihre Hand auf die Schulter.
Sie Sattelten Love ab und versorgten ihn soweit es hier ermöglicht wurde. Dann führten sie ihn in den Hänger und fuhren zurück zum Internat. Auf der Rückfahrt unterhielten sie sich fast durchgängig über die Leistung des Pferdes. Dann kam Adam wieder diese dunkelbraune Stute in den Kopf. Sie ließ ihm irgendwie keine Ruhe.